Sumpfbeet
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Sumpfbeet     2000

Garten Projekt

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Nachdem 1987-88 die Gestaltung des Gartens abgeschlossen war, ging es nun darum die Entwicklung zu Begleiten und zu dokumentieren. Dazu wurde das Grundstück digitalisiert und  mit einem  Koordinatensystem von 75 cm Kantenlänge überzogen. Außerdem bekamen alle Bereiche einen eindeutigen Namen. Dadurch können alle Beobachtungen und Veränderungen eindeutig in einer Datenbank zugeordnet werden.
Um einen möglichst naturnahen Garten zu bekommen ist das Eingreifen in die Entwicklung des Gartens auf ein Minimum zu reduzieren. Deshalb werden fast nur Samen, Sämlinge oder einzelne Stecklinge aus Einheimischen Pflanzen benutzt. Oberstes Ziel ist eine natürliche Biozönose in den Biotop Garten zu schaffen. Das Gifte und Dünger Tabu sind ergibt sich von selbst. Auch werden keine ausdauernde  Pflegemaßnahmen oder massive Pflanzungen bzw. Veränderungen unternommen. Die einzelnen Pflanzen werden ein, zwei Jahre intensiver gepflegt um dann möglichst sich selbst überlassen. Dies kann bei Mißerfolge gegebenenfalls  noch einmal wiederholt werden. Weitere Einbürgerungsversuche werden nicht unternommen.  Das Aussamen und ausbreiten der Arten ist erwünscht und wird nur eingeschränkt, wenn eine Art zu dominant wird zum Beispiel der Giersch, so dass eine möglichst natürliche ungestörte sukzessive Entwicklung einsetzen kann.     

Man sollte die Gartenarbeit nicht wie ein  Schlachter, sondern wie ein  minimal-invasiver Chirurg ausführen

Garten Plan

Klicke auf die Karte um die einzelnen Bereiche zu sehen

Gartenplan mit Koordinatensystem

Entwicklung der einzelnen Bereiche

“Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner.”

Oskar Kokoschka

Blumenwiese I   Blumenwiese II   Blumenwiese III

Blumenwiese I
Der wichtigste Bereich im Garten ist die Blumenwiese. Sie ist der Lebensraum vieler Insekten und hier ganz besonders für den braunen Schmetterling den Braunen Waldvogel. Mir war klar, dass er in diesem Bereich seinen Lebensraum hat. Daher mußte ich beim Anlegen der Wiese besonders vorsichtig sein, um sein angestammtes Gebiet nicht zu zerstören. Die Fläche war über die Jahre überwuchert mit meterhohen Weidegras und Nährstoff liebenden Kräutern wie den Giersch, Hahnenfuß Brennnessel oder dem Krausen Ampfer. Der Mutterboden dementsprechend Nährstoffreich. Eigentlich wäre es richtig gewesen,  beim Anlegen erstmals den Boden durch Bausand stark abzumargern, den die Blumenwiesenpflanzen sind auf nährstoffärmere Böden angewiesen. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts über die Lebensweise des  braunen Schmetterlings wußte, habe ich aus Rücksicht auf ihn darauf verzichtet. Die Gefahr durch zu starke Veränderungen ihn auszurotten war zu groß. Nur der alte unbelastete Mutterboden aus dem Stall wurde mit eingearbeitet.
Im Mai 1984   säte ich dann eine  Wildblumenmischung mit Gräsern aus. Leider entwickelt sie sich nicht so wie es die Werbung vorgegaukelt. Obwohl sie im ersten Sommer in voller  blühte stand, war einem schnell klar, dass das nur eine kurze Episode sein wird. Fast nur einjährige Pflanzen dominierten. Dazu viel zu empfindliche Arten, die zwar auf einer Almwiese prächtig wachsen, nicht aber auf einem fetten norddeutschen Tieflandboden. Von Jahr zu Jahr nahm der  Artenbestand ab, bis nach 10 Jahren der Tiefpunkt erreicht war und die alten Gräser wieder dominierten und besonders die davor stark vertretende  Wiesen Margerite Chrysánthemum leucánthemum ablöste. Trotz allem Frust habe ich das Konzept konsequent fortgeführt. Nur ein bis zwei Mal im Jahr wurde und wird sie mit der Sense gemäht und nie gedüngt oder mit Giften behandelt. Gezielt wurde über die Jahre hinweg Samen und Sämlinge von Wildpflanzen aus der Umgebung in die Wiese eingebracht um so eine dem Ort angepasste natürliche Blumenwiese zu bekommen. Auch wenn sie in all den Jahren keine Blütenpracht mehr entwickelte und das Gras wieder bis 1 m hoch wurde, so ist sie doch für den Braunen Waldvogel ein zuverlässiger Lebensraum geblieben, denn seine Raupen ernähren sich von Gräsern. Auch all die anderen Insekten die in dieser Wiese leben, zeigten dass das  Konzept in die richtige Richtung ging.
Ab Mitte der neunziger Jahren begann dann der langsame Prozess hin zu einer Blumenwiese. Die eingebrachten Kräuter  wie zum Beispiel: Acker Witwenblume, Wiesen Labkraut, Tüpfel Johanniskraut  oder Wiesen Storchschnabel konnten sich gegen die Gräser behaupten. Auch die Grasarten veränderten sich. Das dominierende Honiggras ging stark zurück und wurde durch  Rispen- und Schwingelgräser sowie den 1,2 m hohen Glatthafer? ersetzt.  Insgesamt bildeten sich mehr Horste statt Teppiche, so dass die Kräuter mehr Platz bekamen. Besonders die  hohe aggressive  Grasart  wandert seitdem - von der Schafswiese kommend - von hinten nach vorn durch den gesamten Wiesenbereich und verdrängt die Kräuter. Sehr ärgerlich ist es auch, wenn im Hochsommer es zu einem Gewitterschauer kommt und dieser dann die ganze Fläche platt drück und alles unter sich begräbt. Oft hilft da nur die Wiese auf 50 cm Höhe zu verkürzen - was nicht ganz einfach ist - um den Kräutern wieder Licht zu geben. Ab 2010 spielt sich das Verhältnis Gräser zu Kräuter ein. Es fällt auf, das immer wieder einige Arten sich plötzlich stark ausbreiten um dann nach ein paar Jahren der Dominanz wieder in das gesamt Gefüge sich einfügen. Weiter befindet sich in der Wiese seit 1982 noch eine Sauerkirsche (l-20a), die aber seit Anfang des neuen Jahrtausends vor sich hin stirb und deshalb nie so richtig eine Kronendach entwickelte.

Blumenwiese II
Nachdem der Bauschutt entfernt wurde, war der Bereich frei für die Erweiterung der Blumenwiese. Im Juli 1984 säte ich auch hier die gleiche Wildblumenmischung ein. Diese entwickelte sich besser als im ersten Abschnitt - besonders viele Wiesen Margeriten -, bekam  aber auch dann die gleichen Probleme. Durch den Schatten vom Haus und der Süßkirsche (M-14) ist der Kräuteranteil etwas höher. Auch ist die hohe Grassorte nicht so stark eingewandert. Eine weiter Besonderheit ist die eingebrachte Kleinblütige Aster (M-14/15) unter der Kirsche, die sich immer weiter in die Wiese ausbreitet und dabei sich ausdüngt. Auch hat die Breitblättrige Sumpfwurz (P-13c) einen weiteren Standort seit 2013 gefunden, während die andere Orchidee das Fuchs Knabenkraut (O-15c) nicht über ihr Sämlingsstadium hinaus kam und 2001 verschwand. Auffällig ist, dass der Braune Waldvogel diese Bereich nicht so intensiv nutz, da es im dort nicht sonnig genug ist.

Blumenwiese III
Im Mai 1986 bot sich durch die Vergrößerung des Gartens eine Erweiterung an. Nachdem die ehemalige Schafswiese umgepflügt wurde, säte ich auch hier eine Wildblumenmischung ein. Da dieser Bereich deutlich nährstoffreicher war, entwickelte sich dieser Bereich am schlechtesten. 1988 wurde die Wiese nochmals neu eingesät, nachdem zuvor der Sandaushub vom Teich II aufgebracht wurde. Auch diese Maßnahme änderte nicht viel, so dass ich 1990 die dominierenden Honiggräser punktuell entfernte um den Kräutern mehr Platz zu schaffen. Am Rand zum Loch vom Steinhaufen siedelte sich ab 2003 das Breitblättrige Knabenkraut an.

Als 2001 die Pappeln gefällt wurden erlebte der Garten und insbesondere die Blumenwiesen durch die verlängerte Sonneneinstrahlung - Morgenstunde bis späten Nachmittag -  einen Schub, der  bis zu Zerstörung des Gartens und damit auch der Blumenwiese III 2005 ihren Höhepunkt erreichte. Während dieser Zeit hatte der Braune Waldvogel seine größte Populationsstärke. Seit 2006 wird in den Morgenstunden durch die Bebauung der ehemals gepachteten Fläche und der Schafswiese die Blumenwiesen beschattet. Zeitgleich nimmt die Population des Schmetterlings ständig ab, so dass er wohl bald aussterben wird. 

Anfang

Haselbeet mit Schlüsselblumen, Buschwindröschen, Lerchensporn  und Scharbockskraut im Graben
Frühjahr
2002

Blick über den zugepachteten Bereich 1989
Auch Sämlinge werden  groß.

Der Stamm ist einfach ein Ast ohne Wurzeln. Übrig geblieben bei eine Aktion, Steinkäuze Nistplätze im Raum Westercappeln anzubieten.

Kopfweide am Graben gepflanzt. Februar 1990

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